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Energiewende ohne Energie: Deutschland steigt aus, aber nirgendwo ein

Energiewende ohne Energie: Deutschland steigt aus, aber nirgendwo ein

Die Dekarbonisierung zentraler Industrien und der gesamte Übergang zu erneuerbaren Energien wird ohne Wasserstoff nicht möglich sein. Nur Wasserstoff und seine Derivate ermöglichen es, erneuerbare Energien effizient zu speichern und über weite Entfernungen zu transportieren. Damit wird er zur Grundlage für den klimaneutralen Energiemarkt der Zukunft. Der Erfolg des globalen Klimaschutzes hängt entscheidend davon ab, ob und wann dieser Markt realisiert wird.

Darüber hinaus wird auch die nationale Energiesicherheit von der Entwicklung des Wasserstoffmarktes abhängen. Da Wasserstoff weltweit produziert werden kann und nicht an natürliche Ressourcen gebunden ist, verändert sich die geopolitische und geoökonomische Landschaft. Dies schafft Potenzial für neue Akteure, mehr Wettbewerb und größere Entwicklungsmöglichkeiten als im fossilen Zeitalter. Besonders viele unserer Partner im Globalen Süden, die über reichlich Sonne und Wind verfügen, könnten zu Netto-Exporteuren von klimaneutralem Wasserstoff werden. Allein Westafrika hat ein Potenzial von bis zu 165.000 Terawattstunden jährlich – 110-mal so viel wie der voraussichtliche Importbedarf Deutschlands bis 2050

Die Entscheidungen, die wir heute treffen, werden die geopolitische Landschaft der Zukunft maßgeblich beeinflussen. Als Nettoenergieimporteur auf absehbare Zeit reicht es nicht aus, lediglich Vorreiter in der Wasserstofftechnologie zu sein. Die Bundesregierung muss auch den zukünftigen Markt für klimaneutralen Wasserstoff aktiv mitgestalten und sicherstellen, dass dieser Markt von Anfang an allen Akteuren – auch unseren Partnern in der Entwicklungszusammenarbeit – zugutekommt. Der Erfolg der ersten Wasserstoffpartnerschaften mit Schwellen- und Entwicklungsländern wird entscheidend für den globalen Erfolg der Energiewende sein.

Für den globalen Wasserstoffhochlauf sind jetzt klare Standards und eine transparente, verlässliche Zertifizierung des Kohlenstoffgehalts des produzierten Wasserstoffs entlang der gesamten Wertschöpfungskette unerlässlich. Nach dem Betrugsskandal im Bereich THG-Zertifikate darf hier kein weiteres Vertrauen verloren gehen. Beim Markthochlauf der Wasserstofftechnologie sollte der Fokus darauf liegen, möglichst viel, möglichst schnell, möglichst kostengünstig und dabei so CO2-arm wie möglich zu produzieren. Die verschiedenen „Farben“ des Wasserstoffs sollten pragmatisch betrachtet werden – entscheidend ist der gesamte CO2-Fußabdruck.

(Quelle: Tagesspiegel Background vom 11.03.2025)

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