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Gekühlte Photovoltaik – Das Solar-Gründach

Gekühlte Photovoltaik – Das Solar-Gründach

Gründächer verbessern durch ihre kühlende das Stadtklima, verlängern aber auch die Lebensdauer von Dächern mit Photovoltaikanlagen. Bei einer ungeschützten Photovoltaik-Dachanlage wird die erste größere Reparatur nach elf bis 15 Jahren fällig. Befindet sich die Anlage aber auf einem Gründach, verlängert sich die Zeit bis zur ersten Reparatur auf über 20 Jahre. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbandes Gebäudegrün (BUGG) unter Dachdecker:innen, aus der Verbandspräsident Gunter Mann auf dem ersten bundesweiten Kongress zum Solar-Gründach im Oktober zitierte.https://www.fr.de/politik/gekuehlte-solaranlagen-91948822.html

Dank der Vegetation schütze so ein Gründach ganz anders vor Wetterextremen und das Grün könne, zumal wenn Drainagen und Speichermöglichkeiten dazukämen, bis zu 80 Prozent des niedergehenden Wassers aufnehmen. Das kühle die Stadt bei Hitze – und ganz nebenbei auch die Solaranlage, wodurch der Wirkungsgrad der Anlage steigen kann.

Dem Verbandspräsidenten war seine Begeisterung über die vielfachen Erfolgsfaktoren der Dach-Kombination von Sonne („gelb“), Vegetation („grün“) und Wasser („blau“) deutlich anzumerken. Da wären zum Beispiel: Überflutungs- und Hitzevorsorge, Wasserrückhalt, CO2-Reduktion, Artenvielfalt, Ertragssteigerung bei der Photovoltaik, Bindung von Luftschadstoffen und Schutz der Gebäudehülle.

Gründächer mit all diesen Vorteilen muss man in Deutschland allerdings suchen. Nach Angaben des Bundesverbands entstanden im vergangenen Jahr hierzulande rund 90 Millionen Quadratmeter Dachflächen neu. Davon blieben mehr als 90 Prozent unbegrünt.

Von den “begrünten 10%” zählen wiederum rund 82 Prozent zur Kategorie „extensives“ Gründach. Dabei bedecken höchstens 15 Zentimeter Moos und Gräser das Dach. Sogenannte „intensive“ Gründächer, begehbar und mit Sträuchern, Bäumen und möglicherweise Biodiversitätszugaben wie Totholz, entstanden vergangenes Jahr auf nur 17,5 Prozent der begrünten Dächer.

Wie viele Gründächer dann noch mit Solarenergie ausgestattet wurden – darüber kann auch der Gebäudegrün-Verband keine genauen Angaben machen. Gunter Mann schätzte, dass etwa auf fünf Prozent der extensiv begrünten Dachflächen auch Solarmodule installiert wurden.

Die geringe Verbreitung von Solar-Gründächern in Deutschland liegt vor allem auch an fehlender Förderung, die sich derzeit auf einige kommunale Programme beschränkt.

Derzeit gibt es nur in 121 Städten eine Förderung von Dachbegrünung, meist für die einfachere extensive Form. 13 Städte förderten zudem die Kombination eines Gründachs mit Photovoltaik, darunter Leipzig, Bielefeld, Maintal oder die regionale Initiative “Pro Klima Hannover”.

Auf Landesebene gebe es eine Solardachgrün-Förderung praktisch nur in den Stadtstaaten Hamburg und Berlin. Die Flächenländer würden zwar Projekte für Klimaanpassung und Nachhaltigkeit fördern – es sei aber unklar, ob damit auch Solar-Gründächer gemeint seien.

Auf der Bundesebene seien Energie und Begrünung „zwei Paar Schuhe“. Entweder werde Photovoltaik gefördert oder Dachgrün. Bei investiven Projekten für Solar-Gründächer besteht kein Förderangebot auf Bundesebene.

Die Kosten für eine billige Unterkonstruktion pro Solar-Panel veranschlagt der Bundesverband Gebäudegrün auf etwa 75 Euro. Soll Grün darunter, steigen die Kosten auf 110 Euro pro Panel, also um gut ein Drittel.

Photovoltaik auf Gründächern könnte in Zukunft zum Standard werden

Dabei dürfe sich die Förderung nicht auf die Installation beschränken. Genauso wichtig sei es, in den ersten drei Jahren für eine gute Pflege der Dächer zu sorgen – sonst bestehe die Gefahr, dass die Natur die Regie auf dem Dach übernimmt.

Ein entsprechendes Positionspapier für ein „Bundesförderprogramm Solargründach“ stellte auf dem Kongress im Oktober Harald Uphoff von der mitveranstaltenden „100-Prozent-Erneuerbar-Stiftung“ vor. Das Papier schlägt vor: Wird ab einer Untergrenze von 100 Quadratmetern Dachfläche Solarstrom oder Solarthermie installiert, bekommen private wie öffentliche Gebäudeeigentümer den Mehraufwand für eine Dachbegrünung gefördert, einschließlich der Pflege für drei Jahre.

Nach Angaben von Uphoff zeigt sich das Bundesumweltministerium inzwischen aufgeschlossen gegenüber einem Förderprogramm für Solar-Gründächer und dessen Finanzierung über das Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“.

Uphoff ist sich sicher, dass das Solar-Gründach in Zeiten fortschreitender Klimaerhitzung der neue Standard als kombinierter Schritt für Klimaschutz- und -anpassung auf großen, wenig geneigten Dächern wird. Die Planer von Gebäuden seien so gefordert, das Solar-Gründach von Beginn an mitzudenken.

 

(Quelle: Bundesverband Gebäudegrün e.V. vom 07.11.2022)

(und Frankfurter Rundschau vom 30.11.2022)

 

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